Im Golfturnier hört man öfters Sätze wie: “Kannst Du nicht richtig zählen?” oder “Ich muss meine Schläge nicht zählen, Du bist doch mein Zähler.” und “Du musst doch wissen, was ich am letzten Loch gespielt habe!”, “Warum fragst Du an jedem Abschlag, was Du mir aufschreiben sollst?” usw.
Aus diesem Grund habe ich mir mal das aktuelle Regelwerk angeschaut und für Dich die wichtigsten Fakten zusammengestellt.
Der Zähler heißt so, weil er den Mitspieler zählen muss, oder?
Im Regelbuch steht: “Ein Zähler ist jemand, den die Spielleitung zum Aufschreiben der Schlagzahl eines Bewerbers im Zählspiel bestimmt hat. Er kann ein Mitbewerber sein. Er ist kein Referee.“ (vgl. Erklärung Zähler in Regel 6 – A ‘marker’ is one who is appointed by the Committee to record a competitor’s score in stroke play. He may be a fellow-competitor. He is not a referee.) Die deutsche Übersetzung des Wortes “marker” im Regelbuch ist also nicht korrekt und müsste eigentlich mit “Aufzeichner” übersetzt werden.
Die weitläufige Meinung, dass ein Zähler wirklich den Spieler im Golfturnier zählen muss, kommt daher noch aus der Zeit vor 1984. Damals stand noch im Regelbuch: “A ‘marker’ is a scorer in stroke play who is appointed by the Committee to record a competitor’s score.” Somit musste bis 1984 der Zähler auch wirklich die Schläge des Mitspielers zählen. Seit 1984 steht in derselben Erklärung aber nur noch geschrieben, dass der Zähler den Score aufzeichnen muss (siehe oben „record“). Warum dieser Passus in Regel 6 durch die R&A geändert wurde? Ich weiss es nicht. Wenn es der R&A aber daran gelegen hätte, dass der Zähler weiterhin mitzählen soll, dann hätten sie sicherlich nicht gerade das Wort “scorer” aus der Erklärung entfernt.
Es hängt also eher von der Spielstärke und der mentalen Verfassung des Zählers ab, ob er sich intensiv um seinen Mitspieler kümmern und dessen Schläge wirklich zählen kann (will), oder sich vollständig auf sein eigenes Spiel konzentriert.
Es reicht also im Golfturnier völlig aus, sich als Zähler den Score vom Spieler am nächsten Abschlag nennen zu lassen und zu notieren.
Der Zähler ersetzt nicht die Spielleitung!
Sehr häufig wird im Golfturnier auch der Zähler für Regelfrage konsultiert. Doch der Zähler ersetzt keine Spielleitung und darf keine Regelverstöße feststellen. Jeder Spieler ist allein verantwortlich für seine Handlungen während des Golfturniers und entscheidet immer selbst. Der Zähler hat zwar die Möglichkeit Zweifel anzumelden und ankündigen, dass er den Fall vor dem Unterschreiben der Scorekarte mit der Spielleitung klären möchte. Ansonsten hat er jedoch genau die Schlaganzahl zu notieren, die ihm der Spieler ansagt!
Bestätigt wird dies auch durch Regel 9-3: “Ein Bewerber, der sich eine Strafe zugezogen hat, sollte seinen Zähler sobald wie durchführbar davon in Kenntnis setzen.” Somit ist der Zähler nicht verpflichtet, den Spieler, dessen Vorgehen auf dem Platz, sowie dessen Schläge permanent im Blick zu haben, sich immer in der Nähe des Balls des Mitspielers zu befinden und so weiter. Er muss das Vorgehen seines Mitspielers nicht bewerten und dessen Schläge auch nicht zählen sondern höchstens grob einschätzen können.
Darf der Zähler im Golfturnier Strafschläge vergeben?
Der Zähler ist kein Referee und kann nur für die ihm vom Spieler angezeigten Regelverstöße entsprechende Strafen aufschreiben. Dabei hat er keinen Ermessensspielraum, z.B. eine Strafe nicht aufzuschreiben. Wenn Spieler und Zähler sich über die Anwendung einer Regel nicht einig sind, oder der Zähler einen nicht angezeigten Regelverstoß des Spielers vermutet, sollte während oder nach der Runde eine Entscheidung der Spielleitung eingeholt werden (siehe auch Blogartikel: Handynutzung im Turnier). Die Scorekarte sollte in so einem Fall von beiden Parteien erst nach der Entscheidung der Spielleitung unterschrieben werden.
Spirit of the Game
Es ist sicherlich nicht im “Geiste des Spiels”, dass man seine Konzentration auf das eigene Spiel immer wieder unterbrechen muss, um das Spiel eines Anderen zu kontrollieren. In einem Gentlemens Game sollte man auf die Ehrlichkeit der Mitspieler vertrauen können! Unstimmigkeiten sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch zu Disqualifikationen führen. Kurze Abstimmungen zwischen Spieler und Zähler während der Runde über die Schlagzahl der vorherigen Lochs sind somit keineswegs nervig oder unnötig, sondern absolut sinnvoll!
Auszug aus den aktuellen Golfregeln
Regel 6-6a – Schlagzahlen aufschreiben
Nach jedem Loch sollte der Zähler die Schlagzahl mit dem Bewerber vergleichen und aufschreiben. Bei Beendigung der Runde muss der Zähler die Zählkarte unterschreiben und sie dem Bewerber aushändigen. Schreiben mehr als ein Zähler die Schlagzahlen auf, so muss jeder den Teil unterschreiben, für den er verantwortlich ist.
„Sollte” heißt hier, dass weder der Abgleich der Ergebnisse noch das Aufschreiben zwingend nach jedem Loch erfolgen muss. Es wird aber dringend empfohlen, insbesondere zur Vermeidung späterer Diskussionen.
Regel 6-6b – Zählkarte unterschreiben und einreichen
Nach Beendigung der Runde sollte der Bewerber seine Schlagzahl für jedes Loch nachprüfen und alle zweifelhaften Einzelheiten mit der Spielleitung klären. Er muss die Unterschrift des Zählers oder der Zähler sicherstellen, die Zählkarte gegenzeichnen und sie so bald wie möglich der Spielleitung einreichen.
Demnach ist der Spieler dafür verantwortlich, dass seine Karte richtig ausgefüllt und lesbar beschrieben wurde und ebenso, dass seine Zählkarte bei der Spielleitung abgegeben wird.
Regel 6-6d – Falsche Schlagzahl für das Loch
Der Bewerber ist dafür verantwortlich, dass die für jedes Loch auf seiner Zählkarte aufgeschriebene Schlagzahl richtig ist. Reicht er für irgendein Loch eine niedrigere als die tatsächlich gespielte Schlagzahl ein, so ist er disqualifiziert. Reicht er für irgendein Loch eine höhere als die tatsächlich gespielte Schlagzahl ein, so gilt die eingereichte Schlagzahl.