Die Driver Schlagweiten sind ungefähr so genau wie die Farbwahl der Schuhe auf diesem Bild

Was sind Deine durchschnittliche Driver Schlagweiten? Denke bitte nur 1 Sekunde darüber nach, schreibe diese Zahl auf einen Zettel und lege ihn kurz beiseite!

OK, und wie weit schlägst Du Deinen Driver wirklich? Schreibe diese Zahl bitte ebenfalls auf den Zettel.

Jetzt nimm bitte den Zettel zur Hand und vergleiche die Zahlen. Sehen beide Zahlen gleich aus? Wenn ja, dann belügst Du Dich wahrscheinlich gerade selbst! Wir alle kennen ein paar Golfer (oder ziemlich viele) die lügen, wenn es darum geht wie weit sie ihren Driver schlagen. Doch die Frage ist … gehörst Du auch dazu?

Wie die Ergebnisse einer Studie von MyGolfSpy Labs zeigen, irren sich sehr viele Menschen bei der Antwort auf die Frage zu den durchschnittlichen Driver Schlagweiten.

Die Zahlen sind wirklich schockierend!

Das Testverfahren

10 Golfer mit unterschiedlichen Handicaps wurden befragt, wie weit sie ihre Schläger schlagen (also die Schlagweite insgesamt; Carry plus Roll). Und zwar ihren Driver, das Eisen 5, das Eisen 7 und das Pitching Wedge (hier war nur die Carry-Weite).

Danach musste jeder Golfer insgesamt 5 Bälle mit jedem dieser Schlägern am Launch-Monitor schlagen. Die Tester waren Pat (HCP 15), Dave (HCP 23), Michael ( HCP 13), Tom (HCP 5), Rich (HCP 18), Mike (HCP 30), Joel (HCP 13), Dan (HCP 17), Danny (HCP 8) und Meredith (HCP 7).

Die Ergebnisse siehst Du in nachfolgender Grafik.

100% aller Tester haben sich geirrt, wie weit sie den Golfball mit ihren Schlägern schlagen! Insbesondere die “gefühlten” Driver Schlagweiten waren extrem abweichend von den Testergebnissen.

90% aller Tester haben sich geirrt, wie weit sie ihr Eisen 5 schlagen. Von den insgesamt 200 Schlägen waren 116 Schläge (58%) außerhalb der Toleranzgrenze von 5 Metern gegenüber der abgegebenen Schätzung.

Es gab eine eindeutige Korrelation zwischen dem Handicap der Spieler und dem Wissen/Schlagen der korrekten Distanzen. Der Spieler mit dem niedrigsten Handicap (-5) traf 18 von 20 Schlägen im Radius von 5 Metern um seine Schätzwerte. Der Spieler mit dem höchsten Handicap (-30) verpasste die Schätzung seiner Driver Schlagweiten um erstaunliche 78 Meter!

In 11 von 40 Sessions trafen die Probanden keinen einzigen Schlag mit einem bestimmten Schläger innerhalb von 5 Metern um ihre Schätzung! Überraschenderweise für den Driver genauso viele, wie für das PW und Eisen 7 –  jeweils zweimal. Das Eisen 5 dagegen war gleich fünfmal vertreten!

Die Testpersonen trafen im Durchschnitt fast genauso viele Schläge mit dem Eisen 5 wie mit dem Driver im Umkreis von 5 Metern (1,4 Mal vs. 1,3 Mal).

Und was sagen uns all diese Daten nun genau?

1. Mit Deinen wahren Driver Schlagweiten ist nicht Dein “Longest Drive” gemeint

Die meisten Golfer haben anscheinend keine Ahnung was “Durchschnitt” bedeutet. Stellt man ihnen die Frage wie weit sie den Driver im Durchschnitt schlagen, so erhält man als Antwort was deren bester jemals geschlagener Drive war. Viele Golfer scheinen wirklich keine wirkliche Erinnerungen an die vielen Drives zu haben, die hoch, kurz und rechts weg segelten, sondern nur an die, welche weit und gerade aus flogen. Während man das aus psychologischer Sicht gut nachvollziehen kann, erweist sich diese Selbsttäuschung letztlich als totaler Bärendienst.

Wenn Du keine ehrliche Einschätzung geben kannst, wie weit (und in welche Richtung) Dein Ball in der Regel fliegt, kannst Du Dich nicht verbessern!

2. Mit dem Eisen 7 und dem PW sind alle Golfer ziemlich genau

Die meisten Golfer waren mit ihren Eisen 7 und dem Pitching Wedge recht erfolgreich unterwegs. Die Daten der „Pitching Wedge-Sessions“ zeigen, dass 8 von 10 Tester mindestens 3 von 5 Schlägen innerhalb von 5 Metern um ihre Schätzung platzieren konnten. Außer den beiden Testern Dan (-17) und Danny (-8) unterschätzten sogar alle anderen Spieler ihre Pitching Wedge-Längen etwas. Beim Eisen 7, wiederum um die Werte von Dan und Danny bereinigt, war die Differenz zwischen den Schätzungen und den tatsächlichen Entfernungen insgesamt nur 3,5 Meter. Das ist gutes Golf!

3. Schockierende lange Eisen

Der durchschnittliche Golfer muss seine langen Eisen loswerden, wozu anscheinend jetzt auch schon das Eisen 5 gehört. Nur die Spieler mit den 4 niedrigsten Handicaps trafen alle Schläge in einem durchschnittlichen Umkreis von 10 Metern um ihre Schätzungen. Die anderen 6 trafen jeweils nur 1 Schlag innerhalb von 5 Metern. Auch wenn man die beiden Golfer Dan und Danny wieder herausrechnet, welche mit ihrer Schätzung um über 40 Meter daneben lagen, ergibt sich immer noch eine durchschnittliche Differenz von 15 Metern. Das kann der Unterschied zwischen einem Ball auf dem Grün und einem Ball im Wasserhindernis sein. Man kann das jetzt auf schlechte Schlagtechnik, mangelnde Schlägerkopfgeschwindigkeit, zu hohe Lofts, oder auf alle drei der genannten Punkte schieben, doch Fakt ist, dass der Durchschnittsgolfer sein Eisen 5 nicht mit genügend Konsistenz schlagen kann.

4. Course Management

Nach Auswertung aller Daten sollten viele Golfer über die Auswahl des richtigen Abschlags nachdenken. Wenn wir akzeptieren, dass die durchschnittlichen Driver Schlagweiten bei etwa 197 Meter liegen, und die durchschnittlichen Eisen 5 Weiten bei circa 148 Meter (beides Entfernungen, welche vor allem durch die Tester mit den niedrigen Handicaps so groß geworden sind; aber lassen wir das mal so stehen), dann sollte der durchschnittliche Golfer keine Tee-Box wählen, die ihn an einem durchschnittlichen Par 4 dazu zwingt, mehr als 350 Meter überwinden zu müssen. Ebenso sollten er einen Blick auf die Par 3 Löcher werfen. Was wird er wohl treffen, wenn sie mehr als 150 Meter lang sind? Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht das ersehnte Grün! Par 3’s mit 180 Meter und mehr sind immer häufiger anzutreffen, doch das bedeutet nicht, dass sie für den Durchschnittsgolfer mit 3 Schlägen spielbar sind. Oder macht ein 3er-Holz am Abschlag eines Par 3 wirklich Spaß?

Wenn man also weiß, dass man mit dem Eisen 7 in mehr als 50% aller Fälle die richtige Entfernung trifft, und mit dem Pitching Wedge sogar in fast 75%, dann sollte man eigentlich nur noch seine kurzen Eisen spielen. Nur ist es eben nicht so cool, den Ball “nur” vorzulegen! Doch wenn das Ziel des Golfspiels ist, den Ball mit so wenig Schlägen wie möglich ins Loch zu bekommen, müssen wir uns endlich eingestehen, dass ein Schlag in ein gut geschütztes Grün mit einem langen Eisen für die meisten Golfer keine gute Idee ist!

5. Die Moral

Sei ehrlich zu Dir selbst! Geh auf die Driving Range und teste Deine wahren Driver Schlagweiten! Oder, noch besser, komm zu uns nach Leipzig und finde zusammen mit unserem GolfPro heraus, wie weit Deine Schläger wirklich gehen. Nicht “wie weit sie das eine Mal gingen, als Du bergab mit Rückenwind während der Dürre im Jahr 2018 geschlagen hast”, sondern wie weit Du im Durchschnitt schlägst. Und baue Dir dann anhand dieser Daten Dein eigenes Spiel für jeden Golfplatz und jede Bahn auf! Oder hol Dir professionelle Hilfe von einem guten Golflehrer, um den Ball besser zu treffen. Oder lasse Dir Deine Schläger fitten! Aber bitte belüge Dich nicht selbst! Denn nur wenn Du eine ehrliche Einschätzung zu Deinem Spiel geben kannst, wirst Du Dich auch dauerhaft verbessern können!